


Horst Heller
„Spinnen die Römer?“ Der legendäre Hinkelsteinlieferant musste sich oft über die römischen Legionäre wundern. Dann fragte er sich: Spinnen die Römer? Damit hat er das Akrostichon der antiken römischen Republik umgedeutet und populär gemacht. Aus der Abkürzung SPQR „Senatus PopulusQue Romanus“, „Römischer Senat und das Volk“ machte er „Sono pazzi, questi Romani“, „Die spinnen, die Römer.“ Wie politische Beobachter Italiens den Kopf schütteln angesichts mancher politischen Ereignisse in der Ewigen Stadt, so fragte sich auch Obelix, wenn die Legionäre wieder mal sein unbeugsames gallisches Dorf angriffen: „Spinnen die Römer?“
Spinnen sie wirklich? Vielleicht denken das ausländische Besucher Roms manchmal, wenn sie feststellen, dass der Cappuccino im Sitzen dreimal so viel kostet wie im Stehen, oder wenn sie an den Kassen und Sicherheitskontrollen der Stadt anstehen müssen.
Vielleicht denken das die Römerinnen und Römer auch manchmal selbst, wenn sie im übervollen Linienbus zur Arbeit fahren, weil die U-Bahn bestreikt wird. Aber sie leben nun mal in dieser Stadt, deren Straßen chronisch verstopft sind und in der es keine Parkplätze gibt. Männer gehen zu dann eben zu Fuß und telefonieren dabei. Frauen steigen mit eleganten Schuhen auf ihren Elektro-Scooter und fahren den Autos davon.
Spinnen die Römer? Vielleicht fragen sich das auch aufmerksame Zeitgenossen, wenn sie die politische Lage der Nation betrachten. Doch die Römer sind daran nicht schuld. Sie schütteln über die politische Klasse ihres Landes den Kopf, bleiben Gästen gegenüber freundlich und zuvorkommend und sind stets gut gekleidet und frisiert.
Nein, sie spinnen nicht, die Römer.
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